Wechseljahre – was passiert und was Sie tun können
Was bedeutet „Wechseljahre“?
September 2020. Grundsätzlich wird die Zeit nach der letzten Regelblutung als Menopause bezeichnet. Bereits etwas ein Jahr vorher kommt es während der Umstellung, der Perimenopause (auch als Klimakterium bezeichnet), zu unregelmäßigen und teilweise verstärkten Blutungen und verkürzten Zyklen.
Bereits bevor die klassischen Wechseljahre mit Symptomen beginnen, verändert sich der Hormonhaushalt des weiblichen Körpers schon während der Prämenopause. Ab etwa Mitte 30 sinkt allmählich das Progesteron ab, erst später sinkt dann auch Östrogen. Der Körper produziert weniger Östrogen, was für die monatliche Vorbereitung einer Schwangerschaft nötig wäre. Die fruchtbare Phase im Leben einer Frau geht zu Ende.
Unter Menopause wird definiert, wenn die Regelblutung komplett ausbleibt. Zu diesem Zeitpunkt produziert der Körper nur noch sehr wenig Östrogen. Ab circa einem Jahr nach der letzten Monatsblutung beginnt die Postmenopause.
Prämenopause → Perimenopause/Klimakterium → Menopause → Postmenopause
Hormonumstellung – was bedeutet das?
Da Östrogen und Progesteron an die gleichen Rezeptoren andocken und Progesteron schon weit vor Östrogen in der Prämenopause abfällt, kommt es mit dem Klimakterium zu einer Östrogendominanz. Diese zeigt sich beispielsweise durch Ödeme, Kopfschmerzen, Stimmungseinbrüche oder Brustdrüsenveränderungen. Meist kommen nicht alle Symptome auf einmal. Die Umstellung des weiblichen Körpers dauert etwas ein Jahr. Etwa ein Viertel aller Frauen merken davon gar nichts. Ein weiteres Viertel leidet unter den Symptomen so stark, dass es deren Lebensqualität einschränkt.
Weitere Symptome können sein:
Wenn sich an einer Stelle des Hormonsystems des Körpers etwas verändert, zieht dies meist auch Veränderungen an anderen Stellen hormoneller Produktion nach sich. Deshalb kommt es nicht selten auch zur Veränderung der Schilddrüsenfunktion. Auch ein gesunder Schlaf hängt von Hormonen ab, allen voran dem Melatonin, dessen Produktion mit fortschreitendem Alter stetig abnimmt. Hormone sind auch im Fettgewebe und in Organen aktiv und werden dort gebildet. Daher verändert sich häufig die Zusammensetzung von fettfreier Muskelmasse und Fettgewebe, was zu veränderten Körperproportionen und Gewichtszunahme führen kann. Auch die weibliche Brust besteht zu einem Großteil aus Fettgewebe.
Östrogen ist auch ein wesentlicher Faktor im Aufbau von Knochenmasse. Sinkt der Spiegel ab, erfolgt der Knochenabbau durch Osteoklasten viel schneller als der Aufbau durch Osteoblasten. Dies erklärt das erhöhte Osteoporoserisiko.
Was kann ich tun?
Gewichtszunahme
Durch abnehmende Muskelmasse sinkt der Grundumsatz an Kalorien des Körpers.Es ist also Aktivität gefragt! Nicht nur, um den Verlust von Muskelmasse zu verringern. Denn Muskelmasse schützt Sie auch in höherem Alter vor Stürzen und Verletzungen. Dazu kommt, dass eine Belastung der Knochen den Knochenabbau verringert. Klar, was der Körper dringend braucht, baut er nicht ab. Setzen Sie also einen körperlichen Reiz durch Kräftigungstraining und Kraftübungen für Muskeln und Knochen. Erhöhen Sie ihre körperliche Aktivität. Wanderungen, ein neuer Sport in der Gruppe, Aktivität in Form von Radfahren und Alltagsaktivität (Treppen gehen statt Rolltreppe zum Beispiel), sind ein Beitrag für ein gesundes Herz-Kreislauf-System und geistiges Wohlbefinden und erhöhen den Kalorienverbrauch.
Hitzewallungen und Schweißausbrüche
Durch die hormonelle Umstellung kommt es für viele Körpersystem zu Irritationen. So auch für die Regulierung der Körpertemperatur und des Schwitzverhaltens. Ihr Körper wird sich auch wieder regulieren. Sie können allerdings auf die Aufnahme von Substanzen verzichten, die dieses Regulierungssystem von außen beeinflussen, wie beispielweise Kaffee oder Alkohol. Ein ganz einfacher Tipp ist die Anpassung der Kleidung. Naturfasern wie Hanf, Modal, Baumwolle oder Leinen unterstützen die Regulationsfähigkeit des Körpers besser als Kunstfaser. Die Reduktion von Übergewicht ist ebenso ein hilfreiches Mittel.
Stimmungsschwankungen
Bei Stimmungseinbrüchen lohnt es sich genauer hinzuschauen, was die Ursachen für Stimmungsveränderungen sind. Oft sind im aktuellen Leben Themen, die gesehen werden möchten. Und dies kann in jedem Lebensabschnitt und -alter der Fall sein. Auf sich selbst zu achten und Selbstaufmerksamkeit zu praktizieren ist eine wertvolle Ressource, um aktiv dazu beizutragen, seine Stimmungen auszubalancieren.
Dies kann durch Meditation, Yoga oder auch einfach nur bewusste Zeit für sich selbst, zum Beispiel durch Spaziergänge alleine in der Natur, unterstützt werden.
Nicht wenige Menschen greifen dann zu Alkohol, um kurzfristige positive Momente zu erzeugen. Allerdings ist dabei wichtig zu wissen, dass dies auf Kosten der eigenen Ressourcen geht. Denn Alkohol zehrt an der körperlichen Konstitution und erzeugt nur kurze Hochphasen, die von einem schnellen Tief gefolgt werden. Was können Sie anstatt dessen nutzen, um selbst positive Momente zu kreieren? Erstellen Sie eine Liste mit Dingen, die Ihnen Freude bereiten und greifen Sie darauf zurück. Hier einige Beispiele:
Müdigkeit und Schlafprobleme
Wenn Sie tagsüber müde sind, kann ein nicht erholsamer Schlaf eine mögliche Ursache sein. Wichtig ist herauszufinden, was Sie an Ihrem Schlafverhalten stört.
Können Sie schwer einschlafen oder erwachen Sie in der Nacht?
Haben Sie nur eine Unterbrechung oder mehrere?
Warum können Sie nicht schlafen, was ist der Grund dafür? Geräusche, Hitze oder Gedankenkreisen können mögliche Ursachen sein.
Für einen erholsamen Schlaf gibt es einige wichtige Kriterien. Darunter ist das Schlafbedürfnis, also das Empfinden, abends auch wirklich müde zu sein.
Wenn Sie die Erlebnisse des Tages noch beschäftigen, ist es sinnvoll, sich bewusst Zeit zu nehmen, diese hinter sich zu lassen. Entspannungsübungen sind hier eine gute Möglichkeit. Auch eine nicht zu intensive körperliche Betätigung ist förderlich. So stärkt ein abendlicher Spaziergang nicht nur das Immunsystem, sondern ermöglicht auch den Kopf frei zu bekommen. Die körperliche Erschöpfung fördert das Schlafbedürfnis.
Für einen erholsamen Schlaf sind auch körperliche Prozesse verantwortlich, so zum Beispiel die ausreichende Produktion von Melatonin – unserem Schlafhormon. Sie können dies aktiv unterstützten, indem sie vor dem Schlafen kein blaues Licht aus Fernseher, Handy oder Zimmerbeleuchtung mehr zulassen.
Auch pflanzliche Hilfsmittel stehen zur Verfügung, darunter Baldrian- oder Melissentee.
Reizblase und vaginale Trockenheit
Nicht selten kommt es während der Wechseljahre auch vermehrt zu Blasenentzündung und Reizblase. Dies wird unter anderem bedingt durch eine Veränderung des pH-Wertes der Scheide da sich die Hormonkonzentration des Östrogens physiologisch verringert. Der Scheiden-pH ist wesentlich dafür verantwortlich die Ausbreitung von pathogenen Keimen und Bakterien zu verhindern. Ist diese Funktion durch eine Verschiebung des pH-Wertes nicht mehr ausreichend gegeben, kann es vermehrt zu Blasenentzündung kommen. Es gibt Cremes und Salben mit und ohne Östrogen, die in und um die Scheide den pH-Wert wieder etwas anheben und das Milieu so stabilisieren können. Östriolhaltige Cremes bauen zudem lokal die Schleimhaut auf, so dass Scheidentrockenheit vermindert wird.
Beckenbodengymnasik ist mit wenigen Minuten pro Tag ein sehr effektive Mittel gegen zu häufigen Harndrang.
Verdauungsprobleme
Das Hormon Östrogen sinkt in den Wechseljahren ab. Es hat nicht nur auf die Vaginalschleimhaut einen aufbauenden Effekt, sondern auch auf die Darmschleimhaut.
Zudem hängt die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol mit der Hormonkonzentration des Östrogens eng zusammen. Es kommt durch Östrogenabfall somit zur vermehrten Ausschüttung von Cortisol. Cortisol sowie Adrenalin hemmen die Verdauungsleistung. Somit kommt es häufig zu Verstopfung und hartem Stuhlgang.
Sie können den Stresslevel Ihres Körpers aktiv beeinflussen. Es gibt zahlreiche Studien die belegen, dass Atemübungen Einfluss auf den Nervus vagus haben. Dieser hat sehr viel Einfluss in unserem Körper, darunter auch auf die Motilität (Bewegung) des Darms. Ist der Vagus-Nerv sympathikoton, ist die Darmbewegung gehemmt, ist er parasympathisch, geht es mit der Verdauung wieder voran. Atemübungen können nun in kürzester Zeit den Parasymathikus aktivieren und gleichzeitig den Sympathikus herabsetzen. Dies kommt Ihnen nicht nur bei Verstopfung zu gute, sondern verbessert auch Ihren Schlaf und Ihre Stressresistenz. Es ist also durchaus lohnend, sich täglich einige Minuten für bewusste Atemübungen zu nehmen. Dies kann auch im Rahmen einer Meditationsübung oder einer Yogaeinheit geschehen.
Zudem sollten Sie beim Therapeuten die Leistung Ihrer Verdauungsorgane überprüfen lassen. Pankreas, Galle und Magen produzieren Verdauungssäfte. Deren Produktionsleistung kann mit fortschreitendem Alter und auch Hormonverschiebungen absinken und so zu Verdauungsbeschwerden führen.
Osteoporose und Gelenksbeschwerden
Etwas 90 Prozent der Osteoporoseerkrankungen sind hormonell bedingt. Durch fehlendes Östrogen schreitet der Knochenabbau schneller voran als der Knochenaufbau. Der wichtigste Faktor für die Osteoporosevorbeugung ist Bewegung. Durch Beanspruchung Ihrer Knochen und Muskulatur erhält der Körper den wichtigen Impuls zu Knochenaufbau. Unser Körper ist sehr effizient. Was er nicht benötigt, baut er ab. Somit auch Muskulatur und Knochenstruktur, wenn diese nicht beansprucht wird. Diesem Aspekt wird Krafttraining mit Gewichten besonders gerecht. Ausdauertraining hat einen guten Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System, kann allerdings die Belastung von Muskeln, Bändern, Sehnen und Knochen mit Gewichtstraining nicht ersetzen.
Zudem ist eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D sehr wichtig für die Knochengesundheit. Vegan lebende Menschen haben einen stärkeren Calciummangel als Mischköstler. Vitamin D sollte in unseren Breitengraden selbstverständlich zur Osteporoseprophylaxe im Blutbild mit getestet werden und im Winterhalbjahr auch substituiert werden. Bei einem vorliegenden Mangel kann eine Supplementation über das ganze Jahr erforderlich sein.
Die pflanzliche Therapie hat in der Naturheilkunde eine jahrhundertealte Tradition. Sie bietet auch für einige Symptome und generellen Systemausgleich in der Frauenheilkunde Lösungen an, die auch wissenschaftlich belegt sind.
Diagnose Neurodermitis – atopische Dermatitis – atopisches Ekzem
Januar 2020. Für diese chronisch-entzündliche Hautkrankheit ist bekannt, dass eine erbliche Veranlagung vorliegt. Damit es jedoch zum Ausbruch kommt, dafür sind meist exogene Provokationen nötig, zum Beispiel extreme Sonnenbestrahlung, Infekte, Allergien, psychische Belastungssitationen, Inhalationsallergene (Pollen, Staub, Milben, etc.) aber auch Bestandteile unserer Nahrung.
Eine Entzündung ist im Grunde eine Verteidigungsstrategie des Körpers. Um den eigenen Kampftruppen unseres Immunsystems zu signalisieren, dass ein Angriff erfolgt, setzen diese „Rauchzeichen“ ab. Die Botenstoffe signalisieren, dass es an dieser Stelle „Verteidigungsarbeit“ zu leisten gibt. Die oben genannten Auslöser führen dazu, dass minimale Mengen eines Allergens ausreichen, um T-Lymphozyten (Immunzellen zum Schutz unseres Körpers) zu aktivieren. Diese wandern dann in die Haut und setzen dort entzündliche Botenstoffe, wie Interleukin 4 und 5, frei. Somit reagieren andere Zellen des Immunsystems, in diesem Fall die B-Zellen, die nun beginnen IgE-Antikörper zu produzieren, was wiederum die Mastzellen anregt Histamin auszuschütten. Histamin ist der Stoff, der unter der Haut zu Juckreiz und Brennen führt – es ist der Stoff, der an Neurodermitis Erkrankte zur Verzweiflung treiben kann.
Wer als Kleinkind bereits an atopischer Dermatitis erkrankt hat gute Chancen, dass sich der Verlauf mit der Pubertät abschwächt oder die Beschwerden ganz verschwinden. Um das 30. Lebensjahr ist die Erkrankung bei 80 Prozent der Betroffenen ganz verschwunden.
Vielfältige Symptome
Die Symptome werden in Hauptkriterien und Nebenkriterien gegliedert:
Hauptkriterien (H):
Juckreiz
chronischer Verlauf
Asthma, Neurodermitis oder andere allergische Erkrankungen in der Familie
typischerweise sind Armbeugen und Kniekehlen, sowie das Gesicht betroffen (bei Erwachsenen auch mit flächenhafter Verdickung der Haut)
Nebenkriterien (N):
trockene Haut
IgE-Erhöhung (kann jedoch auch ausbleiben)
Verlust seitlicher Augenbrauen oder Wimpern (durch Jucken und Kratzen)
doppelte Unterlidfalte
trockene Lippen und Furchung des Lippenrandes
Verdickung der Hautschichten und Schuppenbildung an Händen oder Füßen
Niedriger Haaransatz seitlich der Augenbrauen
lokalisiertes Ekzem, z. B. an den Ohrläppchen oder den Brustwarzen
Neigung zu Hautentzündungen an Füßen und Händen
Hervortretende Augen
Unverträglichkeit von Wolle
Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Es müssen je drei Haupt- und Nebenkriterien erfüllt sein, damit das atopische Ekzem als Diagnose in Frage kommt. Zudem müssen folgende Erkrankungen klar abgegrenzt werden:
- Kontaktekzem
- glutensensitive Enteropathie
- Pilzinfektion sowie mikrobielles Ekzem
- seborrhoisches Ekzem (Kopfgneis)
- Impetigo contagiosa (Borkenflechte)
- IgA-Mangel-Syndrom sowie Hyper-IgE-Syndrom
Patientenfall
Es handelt es sich um die Darstellung eines Einzelfalls. Hierbei wird kein Heilversprechen gegeben.
September 2019: Patientin, Mitte 30; Nahrungsmittelunverträglichkeit auf Getreide und Soja (N12), Jucken und Brennen der Augen (H1) nach Verzehr bestimmter Lebensmittel (N12) schon länger bekannt, aber unbehandelt; zuletzt Zunahme der Symptomatik; Mitte des Jahres erstmaliges Auftreten der Hautveränderung; seitliche Ausdünnung der Augenbrauen (N3), trockene Haut um die Augen (N1);
Auf Nachfrage in der Anamnese: wiederkehrend eingerissenes und schuppendes Ohrläppchen (N8), Asthma bronchiale in der Vorgeschichte, Neurodermitis in der Familie (Bruder) (H3); Die Diagnose Neurodermitis kam vom Hautarzt. Behandelt wurde mit einer immunmodulierenden Creme von Juli bis September 2019 mit eingeschränktem Erfolg. Zustand kurz vor Erstanamnese:
November 2019: doppelte Unterlidfalte (N4), am rechten Auge Quinke-Ödem, begleitet von Juckreiz (H1), Fließschnupfen und tränenden Augen (Bild links)
Schuppenbildung mit Vergröberung der Haut (H4), trockene Haut (N2) mit Rhagaden (=Einrisse zwischen den Schuppen) (Bild rechts)
Januar 2020: Remission; kein Ekzem; kein Jucken oder Brennen; keine Reaktion mehr auf Nahrungsmittel;
Erfolgte therapeutische Maßnahmen
Um einen passenden Behandlungsplan zu erstellen wurde Krankenvorgeschichte, akutelle Lebenssitation und Ernährungsverhalten berücksichtig, um daraus eine Verdachtsdiagnose abzuleiten. Anschließend wurde dieser Verdacht mit einer Stuhluntersuchung im Labor bestätigt. Darauf hin wurde mit folgenden Therapiesäulen gearbeitet:
übergangsweise Antihistaminikum
Analyse des Ernährungstagebuchs und entsprechende Ernährungsumstellung
Stuhlanalyse und darauf individuell Therapie
Mikronährstofftherapie
Stressreduktion
Hautpflegeoptimierung
Es handelt es sich um die Darstellung eines Einzelfalls. Hierbei wird kein Heilversprechen gegeben.
Quellen:
Müller, A.: Allergologie. Basics. München 2006.
Tischendorf, F.: Blickdiagnostik, Stuttgart 2010.
Curcumin: Uralte Ayurvedatradition trifft High Tech
Januar 2020, Wussten Sie, dass es unter Curcuminpräparaten große Unterschiede gibt? Die therapeutische Wirkung des Stoffes aus der Pflanze Curcuma longa ist mittlerweile mit Studien belegt. Es gibt dabei nur ein Problem: Die Aufnahme von Curcumin in den Körper - die sogenannte Bioverfügbarkeit - ist begrenzt.
Was von der Pflanze Curcuma longa seine Wirkung entfaltet sind Curcuminoide und Curcumin. Die Pflanze wird getrocknet und vermahlen. Daraus entsteht das, was überall als Gewürz "Kurkuma" zu kaufen ist. Es nennt sich Tumeric. Tumericpulver enthält Proteine, Mineralien, essentielle Öle, Ballaststoffe, 1 bis 6 Prozent Curcuminoide und über 200 biologisch aktive sekundäre Pflanzenstoffe (einschließlich Curcumin). Curcuminoide lassen sich weiter unterteilen in:
Curcumin I (Diferuloylmethan=C)
Curcumin II (Demethoxycurcumin=DMC)
Curcumin III (Bisdemethoxycurcumin=BDMC)
Die Pharmaindustrie hat sich in den letzten Jahren bemüht diese vermeintlichen Wirksubstanzen zunehmend aus Tumeric zu isolieren. Es zeigte sich die begrenzte Aufnahme in den Körper als Problem, um ausreichend hohe Wirkspiegel zu erreichen. Somit wurden verschiedene Formulierungen entwickelt, um eine höhere Absorption zu erreichen. Eine sehr bekannte Technologie ist die Kombionation mit Piperin, einem Wirkstoff aus schwarzem Pfeffer. Er reizt die Schleimhäute des Darms und ermöglicht so eine höhere Aufnahme der Curcuminoide in den Körper. Weitere Methoden sind die Bindung an Fettmoleküle (Phospholipide), die Zerlegung in sehr kleine Moleküle (Nanotechnologie), die Einbindung in eine polare Matrix (Polare-Unpolare-Sandwich-Technologie) und die Verwendung von Lösungsvermittlern (z.B. Tween-80) damit die Darmbarriere leichter überschritten werden kann. Diese Formulierungen versprechen bis über 100fach erhöhte Aufnahme in den Körper im Vergleich zu unbehandeltem Curcumin. An forderster Stelle steht die Kombination mit Piperin. Tatsächlich wurde in mehreren Studien belegt, dass es zu höheren Blutspiegeln mit dieser Kombination kommt. Marketingtechnisch werden diese Ergebnisse von den Herstellerfirmen genutzt, um den Kunden die erhöhte Wirksamkeit ihres Präparats zu belegen. Wer auf biochemischer Ebene jedoch genauer hinschaut, erkennt: Da ist ein Hacken an der Sache.
Piperin hemmt Curcuminmetabolismus
Für Piperin wurde die hemmende Wirkung auf Wirkstoffe und Arzneimittel und für deren Umsatz wichtiger Enzyme bestätigt. Gleichzeitig erhöht Piperin die Absorption im Darm. Das Ergebnis sind höhere Blutspiegel. Der Körper hat allerdings nicht die Möglichkeit ausreichend auf die in seiner Blutbahn kreisenden Stoffe zuzugreifen und diese zu verstoffwechseln, da ihm dazu die Enzyme fehlen. Die erwünschte therapeutische Wirkung ist damit zweifelhaft.
Für die Methode mit dem Lösungsvermittler Tween-80 (Polysorbat 80), der auch in Kosmetik eingesetzt wird, wurde in Studien schon bei einer geringen Dosis eine Schädigung der Darmschleimhaut festgestellt. Eine genauere Information über Hersteller und die von ihnen verwendeten Technologien sind hier zu finden. Eine Technologie wird dort allerdings nicht erwähnt, der ich besonderes Augenmerk schenken möchte: die PNS ( Polare-Unpolare-Sandwich-Technologie) der Firma Aurea Labs® die unter dem Markennamen Cureit® erhältlich ist. Kurkuma an sich ist hydrophob (wasserabweisend) und lipophil (fettlöslich). Diese Eigenschaften werden mit der PNS-Technologie kombiniert, um eine höhere Absorption zu ermöglichen. Des weiteren wurden über 200 Substanzen des Tumeric wieder beigegeben, denn: manche Stoffe bedingen sich gegenseitig. Eine Isolierung ist somit nicht immer der beste Weg zu einem wirkungsvollen Präparat. Dr. Löffler schreibt hierzu: „Die modernen Curcumin-Präparate, egal von welchem Anbieter, in welcher Formulierung und ggf. mit welchen Zusatzstoffen, enthalten ALLE kein reines Curcumin, sondern eine Curcuminoid-Mischung aus C, DMC und BDMC mit Curcumin als Hauptkomponente.“ (Quelle: Zingiberacea, S. 8). Neueste Ergebnisse zeigen, dass Cureit® den marktführenden Firmen in der Bioverfügbarkeit um das zwei- bis dreifache überlegen ist (die Vorabinformation zu einem „Head to Head“-Vergleich einer doppelverblindeten Studie verschiedener Curcuminpräparate von 2019 kann über das Imm-Institute Berlin angefragt werden.).
Es gibt jedoch auch Studien, die die großen Erwartungen an Kurkuma nicht unterstützen. Häufig sind im Studiendesign wesentliche Fehler zu finden, wie beispielsweise zu geringe Dosen oder die Gabe des lipophilen Wirkstoffs auf nüchernen Magen. So ist es kaum vom Körper aufnehmbar.
Qualitätskriterien für Curcuminpräparate
- Für Tabletten und Presslinge sind Füll- und Trennmittel nötig. Bevorzugen Sie Kapseln.
- Achten Sie auf einen hohen Curcumingehalt. Nicht bei allen Präparaten ist er angegeben. Er sollte über 90 Prozent liegen.
- Um ohne konzentriere Produkte eine Wirkung mit dem Konsum des ursprünglichen Kurkumapulvers zu erreichen (auch diese ist belegt), sollten Sie pro Tag mehrere Löffel davon verzehren.
- Kaufen Sie keine Präparate unklarer Herkunft aus dem Internet. Sie können mit Schwermetallen belastet sein und es ist nicht gesichert, dass sie enthalten was sie versprechen.
- Achten Sie auf ein Produkt für das es Studien gibt und eine plausible Pharmakokinetik.
- Seriöse Anbieter machen keine Gesundheitsversprechen. Diese sind nach der deutschen Health Claims Verordnung Nr. 1924/2006 verboten.
- Würzen Sie mit Kurkuma. Nutzen Sie auch gerne die frische Wurzel. Aber Vorsicht! Kurkuma färbt ihre Haut und Nägel dauerhaft gelb.
Goldene Milch
Eine Alternative zur Einnahme eines Präparats ist die „Goldene Milch“ nach der Ayruveda-Tradition. Hier ein Rezept:
- 100ml Wasser mit 1 EL Kurkumapulver in einem Topf erhitzen.
- 1 Msp. Ingwerpulver und 1 TL Kokosöl dazu geben.
- 1 Prise Zimt, 1 Prise Kardamon.
- Honig oder Agavensirup nach Geschmack.
Diese Paste lässt sich im Kühlschrank aufbewahren. Rühren Sie davon 1 TL in warme (Pflanzen)Milch und genießen Sie täglich.
Quellen:
Löffler, B.-M.: Zingiberacea – Curcuma longa, Berlin 2018.
Löffler, B.-M.: Vortrag „Chronische Inflammation und Curcumin“ am 30.11.19, Biovis Unterhaching
Löffler, B.-M.: Vortrag „Silent inflammation“, Biovis Mai 2019.
https://www.orthoknowledge.eu/forschung/aktive-curcuminoide-durch-pus-technologie-mit-der-vollstandigen-naturlichen-kurkuma-matrix/
https://www.nature.com/articles/nature14232
https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Kurkuma
https://www.ergomax.de/blog/nicht-alles-kurkumin-ist-gleich/?___store=de&___from_store=de
Sinn und Unsinn einer Stuhlanalyse
Dezember 2019. Hippokrates hatte schon irgendwie recht: Der Tod sitzt im Darm. Je älter wir werden, desto mehr nimmt die optimale Funktion unseres Darms ab Nährstoffe aus der Nahrung zu resorbieren. Nicht selten kommen Medikamente hinzu, die den Stoffwechsel und die Verdauung negativ beeinflussen.
Doch auch in jüngeren Jahren können gesundheitliche Probleme ihren Ausgangspunkt im Darm haben. Wussten Sie, dass Serotonin über 90 Prozent im Dünndarm und im Dickdarm von EC-Zellen aus der Aminosäure Tryptophan hergestellt wird? Serotonin ist einer der Neutrotransmitter, die verantwortlich sind für unser Gemüt, unsere Stimmung und unsere Entspannung. Viele Psychopharmaka die gegen Schlafstörungen, Depressionen, Angsterkrankungen und Zwänge eingesetzt werden, basieren wesentlich auf einem Eingriff in den Serotoninhaushalt. Könnte es also sinnvoll sein, sich die Funktionsfähigkeit des Darms genauer anzuschauen bei Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, Burnout, Depressionen und depressiven Verstimmungen, chronischem Müdigkeitssyndrom und Antriebsschwäche?
Viele Menschen leben über viele Jahre mit Verdauungsbeschwerden. An Blähungen, Völlegefühl, Sodbrennen, Reflux (Aufstoßen), wechselnde Stuhlkonsistenz, Durchfall, Verstopfung, Magenschmerzen und Reaktionen auf bestimmtes Essen haben sie sich über die Jahre gewöhnt. Das sollten Sie nicht ignorieren! Der Stuhlgang ist ein delikates Thema, das gerne gemieden wird. Ich möchte es genau wissen!
Abgesehen davon, dass häufig schon kleine Änderungen ihres Essverhaltens oder ein pflanzliches Präparat Ihre Symptome abmildern können, ist es sinnvoll die Wurzel der Beschwerden ausfindig zu machen. Das kann eine Verschiebung im Darmmilieu sein, ein Enzymmangel, eine chronische Entzündung oder eine nicht förderliche Ernährungsgewohnheit, der man sich gar nicht selbst bewusst ist. Die Liste der möglichen Verdächtigen ist lang, kann aber von einer ausgebildeten Fachperson effizient eingegrenzt werden.
In den letzten Jahren sind auch die Zahlen für chronische Erkrankungen immer weiter angestiegen. Von Multipler Sklerose, Morbus Crohn, rheumatoider Arthritis, Psoriasis, Neurodermitis und vielen weiteren Erkrankungen ist häufig noch nicht wirklich bekannt, wie sie entstehen und was sie befördert. Gemeinsam ist chronischen Erkrankungen, dass sie an den Betroffenen zehren. Das Leben wird eingeschränkt, weniger bewegen und nur noch Bestimmtes essen, das ergibt sich dabei von selbst. Schleichend entsteht eine Malnutrition (Fehl- oder Mangelernährung). Durch die andauernde Auseinandersetzung mit der Erkrankung braucht der Körper jedoch eine besonders gute Versorgung mit Co-Faktoren (Stoffe, die nötig sind bestimmte Prozesse anzustoßen, z.B. die Zellteilung oder Energiegewinnung) und Bausteinen (Fettsäuren, Eiweiße, Mineralien, etc.). Früher oder später verändert eine nicht optimale Ernährung auch die Abwehrfunktion des Darms und mindert seine Funktionsleistung. Der Körper wird krank. Wie lange es dauert und wie sich die körperliche Schwächung zeigt, ist individuell. Häufig hat eine Ursache viele verschiedene Gesichter.
In einer Betrachtungsweise, in der Körper und Seele in einer Interaktion zueinander stehen und nicht nur der spezielle Einzelfall betrachtet wird, gibt es kaum eine Störung, bei der es keinen Grund dafür gäbe, sich den Darm als das Tor des Körpers zur Außenwelt und als wesentliches Organ für seine Regulation, näher zu untersuchen.
Eine Stuhlanalyse ist nie die Basis der Therapie. Ich behandle keine Laborergebnisse, sondern Menschen. Nur anhand von Laborparametern behandeln ist teurer, nicht zielführend und das Therapieergebnis lässt meist zu wünschen übrig. Eine Stuhldiagnose ist immer nur eine Bestätigung, ob die Verdachtsdiagnose richtig war. Die Verdachtsdiagnose entwickelt sich aus der genauen Befragung der Patienten, deren individueller Beschwerden und Lebensweise. Gute Therapeuten erfassen ausführlichst Ihr ganzes Befinden: Schlaf, Tagesablauf, Stimmungen, körperliche Verfassung, "Wehwehchen" (sie können wegweisende Nebensymptome sein!) und die Krankheitsgeschichte.
Die gute Nachricht: Es gibt Studien die darauf hinweisen, dass sich das Darmmilieu innerhalb von bereits 24 Stunden nach Einnahme oder Weglassen bestimmter Stoffe ändert. Positive Auswirkungen einer beispielsweise glutenfreien Ernährung gibt es bereits nach vier Wochen. Dennoch ist eine nachhaltige Behandlung eine Sache, die mehrere Monate Ihre Aufmerksamkeit bedarf. Ein System, das über viele Jahre entstanden und in Schieflage geraten ist, braucht länger um sich zu erholen. Falsche Medikation kann Erkrankungen auch verschlimmern, eine nicht erkannte Dysbiose (Verschiebung der Darmbakterien) auch noch verstärken. Es sind "nur" Probiotika, freiverkäufliche Medikamente oder etwas "Pflanzliches". Dennoch sind diese Dinge (neben)wirkungsvoll!
Naturheilkunde ist Ursachenforschung. Eine ausführliche Untersuchung ist die Basis. Für Sie eröffnet das die Möglichkeit neue Sichtweisen auf Ihre Beschwerden zu erhalten und oft auch Wege, wie Sie selbst zu Ihrer Verfassung beitragen können. Bei health concepts werden die Untersuchungen auf Sie und Ihr Beschwerdebild spezifisch zugeschnitten. Und so wird aus vielen einzelnen Sätzen, die Ihre Therapeutin mit Ihnen zusammen erarbeitet nach und nach eine Geschichte, die Sie persönlich und gesundheitlich weiter bringen kann.